Welcher ist der beste Geigenbogen? Darum soll es heute gehen – Schon einmal von Detaché, Legato, Staccato, Portato, Sautillé oder Martelé gehört?

Wenn Sie das schönste aller Instrumente schon erlernt haben, dann dürften Ihnen diese Begriffe sehr wohl vertraut sein. Wenn Sie die Violine allerdings erstmals in Ihren Händen halten, dann haben Sie die Namen der wichtigsten Stricharten des Violinspiels jetzt gerade kennengelernt. 

Neueinsteiger/innen aufgepasst! 

Was Stricharten sind und warum man von Stricharten spricht, hier ganz kurz und einfach erklärt: 

Der Klang der Violine wird großteils mit Hilfe eines Bogens erzeugt. Dieser wird über die Saiten der Violine gestrichen. Da es verschiedene Wege der Klangerzeugung mit dem Bogen gibt, spricht man auch von verschiedenen Stricharten. Ohne Bogen, kein Klang, oder eben nur bedingt, daher gilt: die Auswahl des Bogens ist genauso wichtig wie die Auswahl des Instrumentes selbst.

der beste geigenbogen

Mythos aufgeräumt!

Aus verschiedenen Gründen nehmen wir oft an, dass der Bogen eigentlich nur als Mittel  zum Zweck dient, und wirklich wichtig ist die Qualität der Geige, doch diesen Mythos müssen wir hier ganz schnell einmal aufräumen! 

Der Bogen macht den Unterschied

Wer bisher geglaubt hat, dass der Bogen beim Kauf eines Instrumentes nur eine Nebenrolle einnimmt, der hat falsch gedacht. Die Klangerzeugung mit dem Bogen ist die  halbe Miete. Ist doch logisch, dass  die Auswahl des Bogens dann eine ebenso gewichtige Rolle wie die der Violine spielt, oder etwa nicht?


Auch, wenn es vielleicht etwas unglaubwürdig scheint, dass dieses zarte Stück Holz mit Pferdehaaren tatsächlich so große Auswirkungen auf das Geigen hat, können wir aus jahrelanger Erfahrung versichern: Der Bogen macht den Unterschied! Und genau deshalb wollen wir einen detaillierten Blick auf verschiedene Violinbögen werfen und Ihnen dabei helfen, Ihren individuellen, für Sie geeigneten Bogen zu finden. 

Neben dem Bogen ist es auch wichtig das richtige Kolophonium zu benutzen. Lesen Sie hierzu meinen Artikel zum Thema: Welches ist das beste Kolophonium für die Geige!

Welche Kriterien sind beim Kauf eines Bogens zu beachten?

Wichtige Faktoren bei der Auswahl eines Bogens sind seine Größe, sein Gewicht, die Gewichtsverteilung, Spannung, Behaarung, Tonerzeugung, Klang und Ansprache.

Und natürlich darf man nicht vergessen, dass beim Kauf eines Bogens auch das Gefühl stimmen muss: Der Bogen soll gut und angenehm in der Hand des Spielers/der Spielerin liegen.

Außerdem kommt es auch auf das Instrument an – Bogen und Geige sind schließlich wie ein verheiratetes Ehepaar, daher ist es wichtig, dass die beiden auch gut miteinander harmonieren. Ziel ist, dass Geige, Bogen und Spieler/in zu einem eingespielten Team werden. 

Worin unterscheiden sich Bögen eigentlich? 

Nun werden Sie sich vielleicht fragen, worin sich die Bögen denn unterscheiden und warum es so viele verschiedene Preisklassen gibt. Dafür gibt es natürlich Gründe:

Sehen Sie sich einmal eine berühmte klassische Konzertgeigerin an und beobachten Sie, welcher enormen Belastung die Bogenstange bei ihrem Spiel ausgesetzt ist. Sie muss den Zug der Bespannung auf Dauer aushalten können und darf sich im Laufe der Zeit nicht verbiegen. 

Das natürliche Holz der Bogenstange ist ein Material, das es klarerweise in verschiedenen Qualitätsstufen gibt. Anzunehmen ist, dass je teurer ein Bogen, die Qualität des Holzes auch dementsprechend hochwertiger ist. Harthölzer wie Fernambuk, Schlangenholz oder Arten von Brasilholz sind bestens für die Bogenstange geeignet. 

Mittlerweile gibt es auch Carbon – Bögen aus Kohlefasern anstelle des Holzes. Auch diese unterscheiden sich in ihrer Qualität durch Mischung und Verbund von Carbon und weiteren Kunststoffen. 

Ein weiterer Faktor, der für den Preis ausschlaggebend ist, ist der Aufwand der Herstellung des Bogens. Es gibt unterschiedliche Formen von Bogenstangen – manche sind rund und manche achteckig. Zweitere unterliegen einem längeren und komplizierteren Herstellungsprozess.  

Was wäre die Bogenstange ohne ihre Behaarung? Bei der Behaarung handelt es sich um 190 – 250 Pferdeschweifhaare eines Schimmels, die besonders rau und deshalb ideal für  die Reibung auf der Saite geeignet sind. Über eine Drehschraube werden diese  unterschiedlich stark gespannt. Bespannen sollten sie den Bogen übrigens nur in einer Fachwerkstätte lassen. 

Es gibt dann auch noch sogenannte Beschlagteile des Bogens, die aus unterschiedlichen Materialien bestehen können, welche Auswirkungen auf die Preisklasse haben. Materialien dafür sind zum Beispiel Silber, Gold oder Neusilber. 

Meisterbögen, die von Bogenbauern/innen hergestellt werden oder wurden, haben eine eingravierte Signatur seines/ihres Namens oberhalb des Frosches. 

Welcher ist der beste Geigenbogen? – 5 Violinbögen im Vergleich

  1. Karl Höfner H8/5 V 4/4 Violinbogen

Dieser Karl Höfner Bogen ist ein gesunder Allrounder unter den Bögen. Er besteht aus einer runden Fernambukstange, versehen mit einer Neusilber – Garnitur und einem schlichten Frosch aus Ebenholz mit einfachem Auge. Beim Probieren liegt er angenehm in meiner Hand und die Ansprache des Klanges ist direkt und gut artikuliert. Die Dynamik, also Lautstärke, lässt sich wunderbar balancieren und der Ton ist singend und weich.

Auch beim Spielen schwierigerer und schneller Passagen lässt sich die Belastung der Bogenstange austesten. Ich bemerke keine Probleme oder negative Nachwirkungen. Die verschiedenen Stricharten lassen sich passabel durchführen und der Bogen spricht gut an. – All in all, ein guter Bogen der Mittelklasse. Das Preis – Leistungsverhältnis kann sich dementsprechend sehen lassen. Ein Bogen geeignet für Einsteiger, Anfänger und Fortgeschrittene. 

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  1. Gewa Advanced Carbon Violinbogen 

Eine Preisklasse unter dem Karl Höfner Bogen aus Holz liegt dieser Kohlefaserbogen vom bekannten Hersteller Gewa. Grundsätzlich gilt, dass Carbonbögen günstiger ausfallen, als die traditionellen Holzbögen, was aber nicht automatisch bedeutet, dass sie schlechter sind. Mittlerweile sind viele Musiker/innen vom Carbonbogen überzeugt: Der Bogen aus Kohlefaser ist preiswert, stabil und leicht.

Dieser Bogen hier zeichnet sich besonders durch seine hohe Stabilität aus und wird als  klima-unempfindlich beschrieben. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass Carbonbögen sehr robust sind. Für alle, die viel auf Reisen unterwegs sind oder Outdoor spielen, ist er daher ideal geeignet. 


Trotz seiner Carbonstange besitzt dieser Bogen einen Frosch aus schönem Ebenholz mit einem edlen Perlmuttauge und Zwickel. Die Bewicklung am Ende der Stange zum Schutz des Bogens ist aus Neusilber. Der Bogen besitzt einen klassischen Naturhaarbezug. Die Verarbeitung des Bogens ist, so wie man es von Gewa gewohnt ist, sehr sauber. Auch der Sound des Bogens kann sich hören lassen. 
Meiner Meinung nach lassen sich aus einem hochwertigen Holzbogen dennoch mehr unterschiedliche und feinere Klangfarben herausholen, dennoch ist dieser Carbonbogen eine gute Alternative, der sich gut spielen lässt und leicht in der Hand liegt.

Für Anfänger und Leicht – Fortgeschrittene kann dieser Bogen daher eine gute Wahl sein, da die Details und Differenzierungen im Klang anfangs wohl kaum wahrnehmbar sind.

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  1. Viennabow VB1115 Carbon Violinbogen

Eine etwas teurere Alternative zum Gewa Advanced Carbonbogen ist dieser Viennabow VB1115 Bogen. Er überzeugt mit einer tadellosen Verarbeitung und seiner hohen Qualität. Der Bogen ist wunderbar austariert, besitzt einen Frosch aus Ebenholz mit einem sogenannten Pariser Auge, Silberfitting und silber/goldfarbener Wicklung

Der Klang des Bogens lässt sich als sauber und klar beschreiben, obwohl es da wahrscheinlich noch um einige Klassen besser ginge. Grundsätzlich klingt er etwas heller als die anderen beiden Bögen, was nicht stört, und scheint insgesamt recht ausgewogen zu sein. In den hohen Lagen, also beim Spielen sehr hoher Töne, verliert sein Klang etwas an Glanz, aber ist dennoch rund und angenehm. Die verschiedenen Stricharten lassen sich gut ausführen und auch die Artikulation und Ansprache sind absolut in Ordnung

Ich habe diesen Bogen sowohl mit meiner normalen Geige als auch mit einer E-Geige ausprobiert und finde, dass er sich in Kombination mit der E-Geige wirklich gut macht. (Lesen Sie hier meinen Testbericht: Welche ist die beste E-Geige)

Die Stange dieses Bogens ist filigran, was den Bogen sehr wendig macht, aber er ist trotzdem stabil. Schnelle Passagen lassen sich gut ausführen. 

Trotz seiner dünnen Stange liegt der Bogen ein bisschen schwer in meiner Hand, aber auch daran habe ich mich nach einigen Minuten spielen schnell gewöhnt. Ein toller Bogen für die Mittelklasse und besonders gut im Zusammenspiel mit der elektrischen Violine. 

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  1. Karl Höfner H7/14V GreenLine Violinbogen

Back to the woods! Der GreenLine Violinbogen von Karl Höfner ist nicht nur umweltfreundlich, sondern hat einiges mehr zu bieten. Seine Bogenstange ist aus ausgewähltem Massaranduba Holz, er besitzt einen Biopolymer-Frosch aus natürlich nachwachsenden Rohstoffen und ein Biopolymer – Schübchen (Teil des Bogens, der als Schutz vor Handschweiß, Feuchtigkeit und Witterungseinflüssen dient). Ein Biopolymer ist übrigens ein Polymer, also eine bestimmte chemische Verbindung, die auch in der Natur vorkommt bzw. vorkommen könnte.

Der Geigenbogen besitzt jene Spieleigenschaften, die man sich von einem Bogen wünscht: er lässt sich tadellos führen, liegt ausgewogen in der Hand, produziert einen schönen, obertonreichen Klang und artikuliert klar und deutlich. Auch seine Verarbeitung ist fein. 

Umweltfreundlich und gut – was will man mehr? 

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  1. Penzel Violinbogen No.2 4/4

Eine deutliche Preisklasse über den bisher vorgestellten Bögen liegt der Penzel Violinbogen. Es handelt sich hierbei aber nicht nur um eine deutlich höhere Preisklasse, sondern auch um eine deutlich höhere Qualitätsklasse. Der Penzel Violinbogen zeichnet sich durch eine tadellose Verarbeitung aus. Seine Fernambukstange ist dicht, edel und robust. Er ist ideal austariert.

Im Vergleich zu den anderen Bögen würde ich persönlich immer wieder zu diesem hier greifen, denn er ist mit Abstand der beste. Klanglich kann man viel aus ihm herausholen – vor allem in den tiefen und hohen Lagen überzeugt die Fülle und Ausgewogenheit seines Tons, der voll, warm und direkt ist. 

Der Bogen fügt sich wunderbar in die Hand ein und verleiht ein sehr angenehmes Spielgefühl. Sämtliche Stricharten, vor allem der Springbogen, lassen sich viel leichter ausführen als bei den anderen Bögen. Der Bogen fliegt beinahe über die Saiten. 

Obwohl der Preis anfangs vielleicht abschreckt, kann ich zu diesem Bogen raten, wenn Sie Ihr Geigenspiel auf eine höhere Ebene bringen wollen und mehr Details und eine breitere Klangvielfalt für sich entdecken wollen. 

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Welcher Bogen soll es sein?

Für Neueinsteiger/innen empfehle ich den Karl Höfner H8/5 V 4/4 Violinbogen. Obwohl auch der Gewa Advanced Carbon Violinbogen als Bogen für Anfänger/innen geeignet ist, würde ich persönlich trotzdem mit einem klassischen Holzbogen beginnen und eventuell etwas später auf einen Carbonbogen umsteigen, oder diesen Kohlefaserbogen als “Backup” / Zweitbogen bereithalten.  

Der Gewa Advanced Carbon Violinbogen und Viennabow VB1115 Carbon Violinbogen sind ideale Partner der E – Geige, aber auch für die klassisch – normale Geige, für reisende Personen und Musiker/innen, die das Instrument auch im Freien und bei verschiedenen Wetterverhältnissen nutzen wollen, ohne Angst vor Abnutzung haben zu müssen. Der Viennabow Violinbogen ist klanglich etwas vielfältiger als der Gewa Violinbogen und daher auch für fortgeschrittene Geiger/innen, die zu einem Carbonbogen  greifen wollen, besonders gut geeignet. 

Die umweltfreundliche Variante heißt Karl Höfner H7/14V GreenLine Violinbogen und ist keinesfalls zu unterschätzen. Nicht ganz kostengünstig, aber seinen Preis durchaus wert, ist er ein Bogen für alle Fälle. Empfehlenswert für leicht – fortgeschrittene bis fortgeschrittene Geiger/innen oder die, die es noch werden wollen. 

Zu guter Letzt der beste Geigenbogen: ein Meisterbogen namens Penzel, der meines Erachtens Platz 1 unter den fünf vorgestellten Bögen einnimmt. Er überzeugt in allen Bereichen, ob Verarbeitung, Material oder Klang. Wer sich für diesen Bogen entscheidet, kann absolut nichts falsch machen. Dass er seinen Preis hat, lässt sich kompromisslos rechtfertigen.
Dieser Bogen ist für FortgeschritteneProfis und jene, die vorhaben, es zu werden.  

Fazit

Wenn Sie das Geigenspiel neu erlernen werden, dann empfehle ich Ihnen, mehrere Bogenmodelle zu Ihrer Lehrerin/ihrem Lehrer mitzunehmen und von dieser/m testen zu lassen. Dabei bekommen Sie selbst einen Eindruck und kommen erstmals mit verschiedenen Klängen unterschiedlicher Modelle in Berührung. 

Wenn Sie bereits Violine spielen, dann empfehle ich Ihnen, verschiedene Bogenmodelle zu bestellen und auszuprobieren. Spielen Sie, vergleichen Sie, schließen Sie Ihre Augen und lassen Sie Ihre Ohren und Ihr Gefühl für sich sprechen. 


Wichtig ist: Nehmen Sie sich Zeit dafür, denn die Auswahl des Bogens ist genauso wichtig wie die Auswahl des Instrumentes. Auf die Klänge, fertig, los!